Alkenvögel - Die Pinguine des Nordens (Spitzbergen Teil 3)

Dickschnabellummen
Dickschnabellummen

Betrachtet man Pinguine und Alkenvögel rein stammesgeschichtlich, sind beide Vogelgruppen nicht einmal entfernt verwandt. Auch geografisch werden sich Pinguine und Alken wohl niemals begegnen, da Pinguine ausschließlich auf der Südhalbkugel und Alken auf der Nordhalbkugel vorkommen.

Rein äußerlich sind sich beide Vogelgruppen aber sehr ähnlich: von oben hauptsächlich schwarz und von unten weiß, sowie ein torpedoförmiger Körper mit relativ kurzen Flügeln - die perfekte Anpassung für ein Leben auf und im Wasser.

Krabbentaucher
Krabbentaucher

Einen gravierenden Unterschied gibt es aber - Alkenvögel sind trotz der relativ kurzen Flügel in der Lage zu fliegen, während Pinguine flugunfähig sind.

Die Ausprägung ähnlicher äußerlicher Merkmale bei nicht verwandten Tieren, die aber ähnliche Lebensräume besiedeln, bezeichnet man als konvergente Evolution. Ein weiteres Beispiel ist z.B. die Ausbildung von Flossen bei Fischen und Walen.

 

Krabbentaucher
Krabbentaucher

Der häufigste Alkenvogel auf Spitzbergen ist der Krabbentaucher mit über 1 Mio. Brutpaaren. Damit spielt er eine entscheidende Rolle für das Ökosystem, indem er Nährstoffe aus dem Meer aufnimmt und an Land wieder ausscheidet. Für eine Kolonie im Hornsund mit 50tsd Brutpaaren wurde eine Menge von 100 Tonnen Guano während einer Brutsaison im Umkreis der Kolonie abgeschätzt.

Weiterhin ist der Krabbentaucher der kleinste der atlantischen Alkenvögel und auch der nördlichste. Alle Kolonien liegen zwischen 68° und 82° nördlicher Breite.

Dickschnabellummen am Brutfelsen
Dickschnabellummen am Brutfelsen

Die Dickschnabellumme ist mit ca. 850tsd Brutpaaren der zweithäufigste Alkenvogel auf Spitzbergen. Auch diese Art bevorzugt die arktischen Regionen und brütet zwischen 46° und 82° nördlicher Breite begrenzt auf den nordatlantischen Bereich.

Auf Spitzbergen gibt es mehrere Kolonien mit über 100tsd Brutpaaren - hauptsächlich im Südosten von Spitzbergen auf Hopen und Björnoya.

Beobachten konnte ich diese Art praktisch überall während der Reise im offenen Wasser, was fotografisch allerdings eine Herausforderung war...

Gryllteiste
Gryllteiste

Die Gryllteiste ist ein zirkumpolarer Brutvogel. Auf dieser Reise konnte ich die Vögel praktisch überall beobachten, in Fjorden, an der Eisgrenze, im offenen Wasser, teilweise aber auch nur wenige Meter vom Strand entfernt... wie es der Fotograf liebt:-)

Im Gegensatz zu Krabbentauchern und Dickschnabellummen brüten Gryllteisten nicht in Kolonien und sind sehr heimlich beim Brüten. Daher gibt es für Spitzbergen nur eine sehr grobe Schätzung von 20tsd Brutpaaren. 

Charakteristisch sind die auffälligen roten Beine.

Papageitaucher
Papageitaucher

Papageitaucher kommen auf Spitzbergen nur mit ungefähr 10tsd Brutpaaren vor. Die meisten Kolonien liegen im Westen des Archipels. Fotografisch sind die Kolonien nicht wirklich zugänglich und wir hatten Glück an einem kleinen Vogelfelsen ein paar Papageitaucher vom Zodiac zu entdecken, die die Art in einem doch eher untypischen Habitat zeigt.

Wer Papageitaucher ausgiebig fotografieren möchte, sollte sich ein andere weiter südlich gelegene Location wie Island, die Färöer Inseln, Norwegen oder Britischen Inseln suchen.

Der Fuglehuken an der Nordspitze von Prins-Karls-Forland
Der Fuglehuken an der Nordspitze von Prins-Karls-Forland

Von den atlantischen Alkenvögeln fehlen jetzt noch der Tordalk und die Trottellume. Lässt man die Bäreninsel in der Mitte zwischen Spitzbergen und dem norwegischen Festland außen vor, gibt es auf Spitzbergen von beiden Arten lediglich etwa hundert Brutpaare. Beide Arten standen auf dieser Reise auch nicht auf meiner Liste, da ich sie schon mehrmals auf Helgoland beobachtet habe. Das nördlichste Brutvorkommen der Trottellumme soll sich am Fuglehuken befinden. Allerdings konnte ich die Vögel zwischen tausenden anderer Seevögel dort nicht entdecken. 

 

Am Beispiel des Fuglehuken lässt sich gut erkennen wie durch den Eintrag von Guano im Bereich großer Vogelkolonien eine Moostundra gedeiht. Hier finden dann auch Spitzbergen-Rentiere ein karges Auskommen. Weiteres über diese Vierbeiner gibt es dann im nächsten Blog-Artikel.