Dieser Winter hielt eine ganz besondere Überraschung für mich bereit. Im Dezember entdeckten Ornithologen ein bis zwei männliche Prachteiderenten auf der Ostsee im Bereich vor Rerik und Kühlungsborn. Wie es für diese Art typisch ist, hielten sich diese Vögel im Offshore-Bereich mehrere hundert Meter von der Küste entfernt auf und so habe ich mich zum damaligen Zeitpunkt riesig gefreut als ich einen der Vögel bei bewegter See kurz auf einem Wellenberg durchs Spektiv beobachten konnte – nicht ahnend, dass ich nur wenige Wochen später einen der Vögel hautnah erleben würde.
This winter had a special surprise for me. In December 2021 ornithologists found 2 male King Eiders on the baltic sea offshore Kühlungsborn and Rerik (Mecklenburg-West Pomerania, Germany). One day I had the chance to see one of these birds through the spotting scope several hundred meters away from the coast which makes me very happy. On this day I could not imagine what happened only a few weeks later - a male King Eider and me seperated by only a few meters of respectful distance.
Die Prachteiderente ist ein hochnordischer Brutvogel der an den arktischen Küsten Nordosteuropas, Asiens und Amerikas brütet. Die durch den Golfstrom gemäßigten Küsten Norwegens und Islands sind dieser Art als Brutrevier dagegen zu „mild“, dienen allerdings als bevorzugte Winterquartiere, da hier die Küstengewässer auch im Winter eisfrei bleiben. Hin und wieder werden einzelne Exemplare im Winter auch auf die deutsche Ostsee verdriftet, wo sie sich in der Regel im Offshore-Bereich mehrere hundert Meter von der Küste entfernt aufhalten.
The breeding grounds oft he King Eiders are the arctic coasts of northeastern Europe, Asia and America. The coasts of northern norway and iceland with their „moderate climate“ due to the gulf stream are avoided as breeding area but are preferred as wintering grounds because of their ice-free conditions during the winter. Sometimes sole birds oft the species fly a little to far southwards and could then be found in the german part oft the Baltic Sea. Here, these birds regularly stay the winter offshore several hundred meters away from the coast.
Eines Tages im Januar wurde dann plötzlich eine der Prachteiderenten auf eine Buhne ruhend in Nähe der Marina Kühlungsborn beobachtet. Nachdem sie dort für einige Tage regelmäßig beobachtet wurde, entdeckte sie einen großen Findling der etwa 500 Meter weiter östlich und ca. 10 Meter (je nach Wasserstand) weit in der Ostsee lag. Dieser diente ihr in den folgenden drei Wochen dann als regelmäßiger Ruheplatz, den sie alle paar Stunden aufsuchte.
One day in January, a male King Eider was seen resting on a groin near the harbour of Külungsborn and could constantly be found there in the next days. After a few days this bird discovered a big stone 500 meters east which is lying in the sea round about 10 meters away from the shoreline. This stone then became the birds preferred resting place fort he next three weeks and he could be found there every few hours.
Die Nahrung von Prachteiderenten im Winterquatier besteht vor allem aus Muscheln, Krebsen, Seeigeln und Seesternen, die auch aus größeren Tiefen bis zu 50 Metern erbeutet werden können. Die Prachteiderente bei Kühlungsborn hat vor allem Krabben und Muscheln gefressen.
In the wintering grounds King Eiders mainly feed on mussels, crabs, sea urchins and starfish which can be captured in water depth up to 50 meters. Our bird mainly feeds on mussels and crabs.
Unsere Prachteiderente hatte während ihres Aufenthaltes bei Kühlungsborn ein bewegtes Leben. So musste sie die Stürme Nadia und Zeynep überstehen. Jeweils morgens nach den Stürmen war ich vor Ort und habe nach dem Vogel gesucht, konnte ihn jedoch nicht finden. Vermutlich hat er die Stürme weiter draußen auf der Ostsee überdauert.
This King Eider had exciting weeks near Kühlungsborn. He had to survive the storms Nadia and Zeynep and he did well. I tried to find him in the morning after both storms but failed to see him. Perhaps he outlasts the storms offshore avoiding the harsh breakers near the coast.
Eines Nachmittages erreichten mich dann Nachrichten, dass der Vogel schon den ganzen Tag auf dem Stein hockt, eine Kopfverletzung aufweist und angeschlagen wirkt. Da musste ich mir selbst ein Urteil bilden und bin abends noch hingefahren. In der Tat zeigte der Vogel eine Kopfverletzung, die möglicherweise von einem Schnabelhieb einer Möwe bei einem Nahrungskampf herrührte. Dies bleibt aber reine Spekulation, da niemand beobachtet hat wie es zu der Verletzung kam. Das Verhalten des Vogels erschien mir abends aber schon halbwegs normal. Er schwamm ein paar Runden wobei er immer wieder den Kopf untertauchte. Auch den nächsten Tag verbrachte er hauptsächlich mit Ruhen auf seinem Stein. Erst am übernächsten Tag zeigte er wieder komplett normales Verhalten und fing auch wieder an zu fressen.
One day I got news on my phone that the King Eider had an injury at his head and showed signs of weakness while he was resting on the stone the whole day. So I decided to look after him in the evening and indeed he had an injury at his head. No one saw what happend but I can image that a gull was responsible, perhaps during a fight for food. Fortunately, the behaviour oft he King Eider was almost normal in the evening. He swam some rounds and washed his head again and again. The next day he again reclined on his stone but then, two days after his injury he behaved completely normal and also dived for crabs and mussels again.
In den Tagen danach wurde der Prachteiderenten-Erpel noch einige Male offshore beobachtet, suchte seinen Stein aber nicht mehr auf. Dann war er verschwunden. Ich hoffe er findet den Weg zurück ins Brutgebiet. Warum dieser Vogel sich für 3 bis 4 Wochen regelmäßig so ufernah gezeigt hat wird sein Geheimnis bleiben. Beim Ruhen auf dem Stein zeigte er hin und wieder leichtes Flügelzucken was möglicherweise auf eine Krankheit oder Infektion schließen lässt. Ansonsten wirkte sein Verhalten – abgesehen von den Tagen nach der Kopfverletzung – nicht auffällig. Auf jeden Fall hat er vielen Vogelfreunden unvergessliche schöne Stunden beschert.
The days after he recovered from his injury he was only seen offshore and he didn’t return to his stone again. Then he left this area. I hope he will find back his way to the breeding grounds. It is unclear why this bird stayed so close to the coast for three to four weeks. Sometimes he showed a slight shrugging with one of his wings. This might have been a sign of infection or illness but apart from that his behaviour was not conspicuous. Only one thing is clear - he brought wonderful hours to many many birdlovers.